Empfangskomitee der anderen Art

Was denkt man über eine Stadt in der man zu allererst von einer ganzen Invasion Kakerlaken begrüßt wird? In allen möglichen Größen tummelten sie über das dreckige Pflaster und entlang der Häuserfassaden ganz in der Nähe meiner Unterkunft. So viele, dass man sie nicht zählen konnte und bei jedem Schritt vorsichtig sein musste, denn schon beim Gedanken an das Knacken der harten glänzenden Chitinpanzer stehen einem die Haare zu Berge.

Da wird die resolute, ältere fast schon wütend wirkende Dame mit ihrem Gehstock und der Mordlust in den Augen zu meiner heimlichen Heldin. Sie hat den Mut und zerquetscht die Krabbeltiere nach und nach auf dem Weg in die Baixa, der Innenstadt Lissabons.

Jetzt möchte man meinen es geht so weiter aber mitnichten. Die Kakerlaken waren wirklich nur das Empfangskomitee.

Die Stadt hat ganz klar ein Müllproblem. Man hat das Gefühl sie kann die Massen an Touristen und deren Abfälle einfach nicht bewältigen. Die Mülleimer quellen über  und über, so dass einiges an Plastikmüll einfach daneben landet. Hier sollte dringend etwas geändert werden, damit Lissabon auch noch länger als Perle am Atlantik bezeichnet werden kann.

Lisboa, wie es auf Portugiesisch heißt, bietet dem Reisenden aber Gesichter, die den ganzen Unrat vergessen lassen. Streift man durch die Gassen offenbart sie ihre melancholische Schönheit. Der Glanz längst vergangener Zeiten ist verblasst aber zurückgelassen wurde ein berührender Charme.  Jede der wunderschönen Azulejos verzierten Hausfassaden scheint seine eigene Geschichte zu erzählen. Was für Menschen leben wohl in diesen Wänden? Haben die Häuser von innen auch einen solch maroden Charme? Es bleibt ihr Geheimnis. Nur selten hat man von der Straße einen Einblick in die Wohnungen.

Lissabon könnte auch „die Stadt weiter Blicke“ genannt werden. Es gibt in nahezu jedem Stadtviertel einen Miradouro, Aussichtsplattformen mit den besten Blicken über die 7 Hügel auf denen Lissabon erbaut wurde. Der mit Abstand Schönste ist der Miradouro Santa Luzia im Stadtviertel Alfama. Ein früher Besuch wird mit einem atemberaubenden Blick auf den Sonnenaufgang belohnt.

In den kleinen Seitengassen findet man immer wieder wahre Kunstwerke. Viele Straßenkünstler haben sich an den Wänden verewigt und machen die sonst in pastelligen Beige-, Rosa-, Blau- und Ockertönen gehaltene Stadt in manchen Bereichen zur bunten, hippen Stadt. Apropos hip, der Hipster scheint in Lissabon weit verbreitet zu sein unter den jungen Erwachsenen.

Die Stadt strahlt alles in allem eine unprätentiöse Aura aus. Man fühlt sich hier wohl, wenn einem der warme Wind um die Nase weht. Auf den vielen Spaziergängen durch die Stadt vergisst man dann auch gänzlich das Begrüßungskomitee und verliebt sich vielleicht sogar ein wenig in Lissabon.  Der Koffer wird zu Hause aber im Garten ausgepackt. Sicher ist sicher.

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Souvenir from Lisbon

A great souvenir from Lisbon are the wonderful posters by Leonor and Rosa from "Nó projectos".

A Graphic Design + Illustration studio in Lisbon. I met Leonor at a small market on Largo Portas do Sol.


Nó Projectos
Graphic Design + Illustration

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