Schottland vs. England

Einen Vergleich zwischen Schottland und England aufzustellen liegt mir fern, denn ein Schotte wird nicht besonders amused sein mit einem Sassenach, wie die Engländer früher eher abfällig genannt wurden, verglichen zu werden. Obwohl Queen Elisabeth das gemeinsame Staatsoberhaupt ist und beide zu Großbritannien gehören sieht ein konservativer Schotte einen Engländer auch heute noch lieber von hinten als von vorn. Begründet liegt das in der Geschichte beider Länder, die seit jeher von Krieg und Auseinandersetzungen gezeichnet ist.

Schottland wollte unabhängig sein. Sie wehren sich gegen die Fremdherrschaft der Engländer. Die Jakobiten, also Anhänger von König James II., wollten ihren König wieder auf dem schottischen Thron sehen.

Zwei Versuche unternahmen sie, um sich zu wiedersetzen. Der erste Jakobitenaufstand von 1719 verlief eher folgenlos. Der zweite im Jahr 1745 hingegen sollte die Geschichte Schottlands, der Clans und ihre Traditionen für immer beeinflussen.

1745 landete der der noch heute sehr beliebte Charles Edward Stuart, Sohn des König James II. in Glenfinnan und versammelte um seine Standarte rund 3000 Highlander. Der Prinz wurde unter den Schotten Bonnie Prince Charlie genannt, weil er ein sehr gut aussehender Prinz war. Er und seine etwas 5000 Mann zählende Armee hatten zunächst beachtliche Erfolge und stießen am 08. November 1745 nach England vor.

Fehlentscheidungen, Mangel an finanziellen Mitteln und weniger Zulauf von Freiwilligen ließen die Jakobiten den Rücktr5itt nach Inverness antreten. Eine immer miserablere Versorgungslage ließ einige Soldaten desertieren. Charles Armee zählte nur noch 5000 Mann und Wilhelm August, Herzog Cumberland marschierte mit seiner Armee auf Inverness zu. Deshalb postierte Charles seine Armee auf dem nahegelegen Culloden Moor. 8000 Infanteristen, 900 Kavalleristen standen 5000 kranken, hungernden und mit schlechter Bewaffnung ausgestatteten Jakobiten entgegen. Nach 25 Minuten war die blutige Schlacht auf dem Moor von Culloden vorbei.

Heute kann man an dieser Stelle ein Museum und das Schlachtfeld selbst besichtigen. Nach der Niederlage zogen sich die Jakobiten zurück aber wer nicht schnell genug war wurde durch die Kavallerie in einem Massaker hingerichtet. 1250 Tote Jakobiten im Vergleich zu 300 Regierungssoldaten. Cumberland befahl alle verwundeten und gefangenen Jakobiten zu exekutieren. Weitere 450 wurden dabei umgebracht. Eine Scheune voll mit Jakobiten soll in Brand gesetzt wurden sein. Einige höherrangige Gefangene wurden zunächst verschont um später öffentlich gehängt zu werden. Schon zu damaligen Zeiten zählte dieses Verhalten als barbarisch.

Prinz Charles entkam seinen englischen Verfolgern auf einer fünf monatigen, abenteuerlichen Flucht durch Schottland nach Frankreich. Obwohl ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt war schützen noch immer die Schotten ihren Prinzen. Er entkam als Zofe Betty Burke in Frauenkleidern, mit Hilfe der noch heute als Heldin gefeierten Flora McDonald.

Das Hochland wurde von nun an kontrolliert und man ging mit äußerster Härte gegen die Schotten vor, die man der Unterstützung des Aufstands verdächtigte. Es kam zu willkürlichen Exekutionen, Verhaftungen, Plünderungen und Brandschatzung.

Das traditionelle Clansystem wurde zerstört, ihre Burgen gebrandschatzt und mit Waffengewalt und Gesetzen wurden sie entwaffnet. Die traditionelle Kleidung, wie der Kilt und Tartan wurden verboten, das hatte zur Folge, dass Teile der gälischen Kultur untergingen.

Die Schlacht von Culloden war die letzte Schlacht auf dem Boden der Britischen Inseln. Es war eine nationale Katastrophe für die meisten Schotten, denn die vielen Opfer, die Zerstörung der Gesellschaftsordnung, der Verlust von Tradition und Kultur haben ein Trauma hinterlassen. Sie war ein Wendepunkt in der Geschichte Schottland. Sie besiegelte die Eingliederung des vormals unabhängigen Schottlands in ein englisch dominiertes Großbritannien.

Auch 272 Jahre nach der Schlacht bei Culloden ist Schottland noch nicht wieder unabhängig von Großbritannien aber in dieser Sache ist ein letztes Wort noch nicht gesprochen. Wir dürfen gespannt sein.