Potpourri der Kulturen (Part II)

Nach einer 3-tägigen Seeschlacht gegen die Engländer, die einzige Seeschlacht, die Napoleon jemals gegen die Briten gewonnen hat, sammelte Großbritannien nun all seine Kräfte. Am 29. November 1810 landete die britische Seemacht mit 10 000 Soldaten und 70 Kriegsschiffen am Cap Malheureux im Norden der Insel. Im angesichts dieser Übermacht kapitulierte der französische Gouverneur ohne weiteres Blutvergießen. Mauritius, Rodriguez und die Seychellen gingen an England und Frankreich durfte die Insel Reunion behalten, wenn sie im Gegenzug endgültig auf die anderen Inseln verzichten.

Mauritius löste wieder den Namen Ile de France ab. Englisch wurde zur offiziellen Amtssprache. Ansonsten zeigten sich die neuen Besitzer mit nur wenig Interesse. So behielten die französischen Großgrundbesitzer und Gutsherren ihre Privilegien und das Recht auf eigene Gesetze, freie kulturelle Entfaltung und uneingeschränkte Religionsfreiheit. So blieb der französische Einfluss auf der Insel erhalten und noch heute sind die großen Plantagen im Besitz der franko-Mauritischen Familien.

Obwohl seit 1807 offiziell im britischen Empire verboten, wird Sklaverei noch immer zähneknirschend geduldet, was nicht zuletzt dazu führte, dass Mauritius endgültig zur Zuckerinsel wurde, eine Plantagengesellschaft mit Monokultur. Die Plantagenbarone gaben den Ton an und verdankten ihren Reichtum den rund 80000 Sklaven aus Madagaskar und dem afrikanischem Festland. Die Sklaverei wurde zunehmend immer verpönter auf der ganzen Welt und auch auf Mauritius musste man sich dieser Tatsache stellen, doch die Fronten verhärteten sich.

Eine Einigung erzielte man dadurch, dass Plantagenbesitzer für jeden freigelassenen Sklaven eine nicht unerhebliche Summe als Entschädigung in Aussicht gestellt wurde. Die Sklaven wurden für frei erklärt sollten aber zunächst noch eine vierjährige „Lehrzeit“ bei ihren Vorbesitzern verbringen und gegen einen kleinen Lohn und Unterkunft arbeiten. Es hat sich also nichts geändert für Sie und so zogen sie es vor lieber arm ohne richtige Obdach aber frei zu sein. Ein Arbeitskräftemangel war die Folge.


Durch die Entschädigungssummen für die Sklaven ermöglichte sich ein neuer Markt für die Plantagenbesitzer. Sie warben über Händler und mit falschen Versprechungen Zehntausende Arbeitswillige Inder und Chinesen an. Diese Menschen erfuhren noch nicht einmal wohin sie auf den ehemaligen Sklavenschiffen gebracht wurden. Versprochen wurde ihnen eine Stadt in Indien, gelandet sind sie unter schlechtesten, hygienischen Bedingungen in Mauritius, wenn sie die Reise überhaupt überlebt haben. Unter den Neuankömmlingen grassierten Krankheiten und Seuchen, die sich schnell auf Mauritius ausbreiteten.

Ihre Arbeitsverträge versprachen, dass sie nach ein paar Jahren wieder in ihre Heimat zurück gehen können, doch in Wahrheit boomte die Wirtschaft auf Mauritius und so wurden die Gastarbeiter unter Zwang zurückgehalten. Rund 200000 indische Einwanderer haben die Bevölkerung verdreifacht doch wirklich sozial eingebunden wurden sie nicht. Es kam zu einer enormen sozialen Schieflage, die überlagert wurde vom Wirtschaftsboom, das Handelsaufkommen stieg und auch die Zuckernachfrage wurde immer größer.

Mehr als 90 % der Insel waren mit einem grünen Meer aus Zuckerrohrfeldern bedeckt. Dafür mussten nun aber Nahrungsmittel für 300000 Menschen importiert werden. Es zeigten sich erste Risse in der Gesellschaft, die zunächst niemanden aufschreckten aber bereits den Zerfall dieses ungleichen Gebildes einläuteten. Der Zuckerpreis fiel dramatisch, weil Kuba und Java preiswerteren Zucker auf den Weltmarkt brachten. Mauritius ist in die Falle der Monokultur getappt und zeitgleich brach 1866 eine Malariaepidemie aus, die in den darauffolgenden Jahren mehr als 50000 Todesopfer forderte.

Malaria- und Cholera-Epidemien sowie regelmäßige Wirbelstürme brachten das soziale Fass zum überlaufen und es kam auf der überbevölkerten Insel zu einer Rebellion der armen Arbeiter. Die Einkommensschere zwischen dem dekadenten Luxus der Oberschicht und den unterernährten, kränklichen Arbeitern klaffte immer mehr auseinander. Die einstige Mischung unterschiedlichster Ethnien teilte sich nun in vier Hauptgruppen. Ein paar Tausend Franko-Mauritier dominierten über eine halbe Million Inder und Hundertausende Chinesen, Schwarzafrikaner und Kreolen.

In der Geschichte liegt begründet warum sich so viele Ethnien auf Mauritius angesiedelt haben aber warum können diese Ethnien nun so friedlich zusammen leben?

Das Geheimnis ist Bildung und Wohlstand. Die Mauritier haben gelernt zusammen zu leben. Sie haben sich religiöse Toleranz, ein hohes Demokratiebewusstsein, ausgeprägte Friedfertigkeit und eine freundliche Geisteshaltung zu eigen gemacht. Die Regierung auf Mauritius beherrscht den Balanceakt bei der Ämtervergabe zwischen den unterschiedlichen Volksgruppen und Religionen. Natürlich sind Korruption und Vetternwirtschaft auch auf Mauritius ein Thema, so sollte man gute Kontakte haben, wenn man beispielsweise schnell eine Lizenz zum offiziellen Reiseveranstalter bekommen möchte aber dies wurde weitgehend im Zaum gehalten.

Schon im Kindesalter wird unter Mauritiern eine große Toleranz gegenüber den verschiedenen Religionen gelehrt. Dies zieht sich bis zum Studium durch, denn sogar dort bietet der Rat der Religionen „Conseil des religions“ Kurse zum vertiefen des religiösen Wissens aller Religionen an. Das aus insgesamt 18 verschiedenen Glaubensrichtungen bestehende Gremium sorgt nicht nur untereinander für mehr Verständigung und Frieden. Es geht auch gemeinsam gegen Fälle von Diskriminierung und gegen Drogenmissbrauch vor.

Ziel ist es schon vor einer Eskalation miteinander zu reden und Probleme im Gespräch zu lösen. So unterbricht der katholische Priester schon mal die Samstagabendmesse, wenn der Muezzin zum Gebet in der Moschee aufruft. Buntbemalte Tamilentempel stehen neben Kirchen und Moscheen und mitten im Viertel Chinatown in Port Louis wo mehrheitlich katholische Sino-Mauritier leben steht die Jummah Moschee. Auf Mauritius kann jeder seine Religion ausleben und viele kulturelle Eigenheiten haben sich bewahrt und wurden traditionsreich weitergelebt. Es ist eine Multi-Kulti Gesellschaft bei der man anderes toleriert aber eine Vermischung vermeidet.


Wenn man sich als Tourist ebenfalls allen Religionen und kulturellen Eigenheiten öffnet kann man für sich eine neue Welt entdecken. Die Segung durch einen hinduistischen Priester, der Besuch von charmanten katholischen Kirchen, die direkt an der Küste liegen und die Stille im Vorraum der arabischen Moschee hinterlassen bei jedem seine Spuren und vielleicht kann man diese gelebte Toleranz und Gelassenheit im Umgang mit Menschen bewahren und mit nach Hause nehmen.«

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